Baukultur konkret – die Forschungsergebnisse
Werkstatt-Symposium im Kloster Helfta
Donnerstag, 9. und Freitag, 10. Juni 2016
Tagungsort:
Kloster St. Marien zu Helfta, Lindenstrasse 36, D-06295 Lutherstadt Eisleben
Als letzte von vier öffentlichen Werkstätten, die im Rahmen von Baukultur konkret durchgeführt wurden, fand am 9. / 10. Juni 2016 das abschließende Werkstatt-Symposium im Kloster St. Marien zu Helfta in der Lutherstadt Eisleben statt. Das bis zur Reformation durch die Zisterzienserinnen betriebene Kloster war im Zuge der Reformation 1542 säkularisiert worden und kam erst 1994 wieder in Kirchenbesitz. Von dieser wechselvollen Geschichte und vom erfolgreichen Wiederaufbau des Klosters nach 1995 berichtete Priorin Christiane Hansen als Hausherrin in Ihrer Begrüßung den gut 60 Werkstattteilnehmern. In einer gelungenen Mischung aus wiederhergestellten historischen Gebäuden und zeitgemäßen architektonischen Ergänzungen bot das Kloster einen auch baukulturell bedeutsamen Rahmen für das Symposium.
Das Symposium war als Erfahrungswerkstatt konzipiert. Das Programm hatte zwei Schwerpunkte: Zum einen sollten noch einmal alle während des Forschungsvorhabens untersuchten Baukulturinitiativen vorgestellt werden, zum anderen sollten erste wesentliche Forschungsergebnisse von Baukultur konkret präsentiert und mit den Teilnehmern diskutiert werden, bevor sie Eingang in den Forschungsendbericht erhalten. Unter der Moderation von Roland Gruber und Prof. Dr. Florian Kluge vom Forschungsteam gab Anke Brummer-Kohler, Abteilungsleiterin Stadtentwicklung, Wohnen, öffentliches Recht beim Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit zunächst eine Einführung in den Kontext des Forschungsvorhabens auf Bundesebene. Anschließend erläuterte Björn Teichmann vom Forschungsteam die Arbeitsweise und Zielstellungen von Baukultur konkret, um dann auf erste Forschungsergebnisse einzugehen. Diese bezogen sich in erster Linie auf typische Merkmale der im Rahmen von Baukultur konkret bundesweit identifizierten Baukulturinitiativen.
In Schnellvorträgen à je 10 Folien präsentierten Mitglieder des Forschungsteams dann ihre Einsätze in den neun seit 2014 bearbeiteten Pilot- und Modellinitiativen – verbunden mit dem Dank für die intensive Zusammenarbeit der letzten Monate und das große Engagement der Initiativen. In der Kompaktheit der Vorträge konnte einerseits die Bandbreite der entwickelten Formate, andererseits wiederkehrende Fragen und Themen aufgezeigt werden. Ausführliche Berichte gab es im Anschluss daran von den drei Initiativen aus Unkel, Pleß, und der Dübener Heide, die bis April 2016 unterstützt und bislang noch nicht während der öffentlichen Werkstätten vorgestellt worden waren. Im Dialog mit Vertretern des Forschungsteams fassten Akteure aus den Initiativen den Ablauf und die Ergebnisse der gemeinsamen Arbeit zusammen.
Den Höhepunkt des ersten Veranstaltungstages bildete aber die „Große Baukultur-Brotzeit in 12 Gängen“, in deren Verlauf in einer abwechslungsreichen Menüfolge vom Aperitif über den Gruß aus der Küche, die Vorspeise und den Hauptgang bis hin zum Dessert und dem abschließenden Kaffee 12 „Baukultur-Rezepte“ verköstigt wurden. Jedes Rezept entsprach dabei einem der bei den 12 Pilot- und Modellinitiativen angewandten Unterstützungsformate, die nach jedem Gang an den Tischen noch einmal kurz erörtert und vertieft wurden. Rezeptesammlung und Brotzeit sollten versinnbildlichen, dass erstens Baukultur nur gemeinsam erzeugt werden kann, zweitens es nicht das eine Rezept gibt, mit dem Baukultur entsteht und drittens erst in der individuellen Zusammenstellung der Rezepte das lokal passende Menü entstehen kann. Die „Baiersbronner Baukulturklausur“, das „Nordkirchener Schaufenster“ oder der „Schiebocker Strategieworkshop“ führten dabei zu einer angenehmen Sättigung, ohne ein übermäßiges Völlegefühl zu erzeugen. Alle Teilnehmer der Tagung konnten einen Satz der 12 Baukultur-Rezepte in ihrer eigenen Sammelmappe mit nach Hause nehmen. Besonderer Dank galt hierbei auch dem örtlichen Hotelbetrieb Deckert, der neben der vom Forschungsteam kredenzten baukulturellen Kost dafür sorgte, dass der Abend für alle Teilnehmer auch zu einem kulinarischen Erlebnis wurde.
Der zweite Tag begann mit einem Vortrag von Rainer Nagel, dem Vorstandsvorsitzenden der Bundesstiftung Baukultur, zu „Chancen für das Land durch Baukultur“. In einem spannenden Überblick reflektierte er die Bedeutung baukulturellen Handelns insbesondere für den ländlichen Raum.
Dann war die aktive Mitarbeit der Werkstattteilnehmer gefragt. Björn Teichmann präsentierte als ein zentrales Forschungsergebnis den Baukultur-Formate-Baukasten und rief zu dessen Anwendung an den drei Werkstattischen auf. Hier konzipierten die Teilnehmer unter Zuhilfenahme von 33 hölzernen Formate-Bausteinen ihren individuellen Einsatzplan zur Unterstützung einer fiktiven Baukulturinitiative. Diese war zuvor vom Forschungsteam auf der Basis der identifizierten typischen Merkmale einer ehrenamtlich agierenden Initiative ins Leben gerufen worden und wies einen vielfältigen Unterstützungsbedarf auf. Mit unterschiedlichen Ansätzen konnte der Formate-Baukasten an den Tischen erfolgreich eingesetzt und in Teilen weiterentwickelt werden.
Die Eindrücke der Werkstattarbeit, aber auch der gesamten Veranstaltung flossen unmittelbar in die Abschlussrunde ein, in der die Teilnehmer ein ausnahmslos positives Resümee des Werkstatt-Symposiums zogen, bevor sie mit gesteigertem Appetit auf mehr Baukultur den Rückweg in ihre Heimatorte antraten.
Alle Bilder © ARGE Baukultur konkret