
© FB Architektur Alanus Hochschule
Ort: | Nordkirchen |
Gemeinde: | Nordkirchen |
Landkreis: | Coesfeld |
Einwohnerzahl: | ca.10000 (Gesamtgemeinde Nordkirchen), ca. 5000 (Ortsteil Nordkirchen) |
DORFschafft* (Nordrhein-Westfalen)

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In Nordkirchen im südlichen Münsterland hat die vergleichsweise junge Bürgerinitiative DORFschaft* seit ihrer Gründung im Jahr 2014 bewiesen, dass sie in der Lage ist, in kürzester Zeit zahlreiche konkrete Projekte anzustoßen. Ursprünglich aus der Auseinandersetzung um ein umstrittenes Bauvorhaben im Herzen des Ortes hervorgegangen, versteht sich die im Kern aus Fachleuten der Bau- und Planungsbranche getragene Initiative zwischenzeitlich als offene Plattform, welche der Entwicklung von Ideen und Projekten zu Themen der Nordkirchener Baukultur und Dorfentwicklung dient.

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Langfristig ist es das Ziel der Initiative auf diesem Weg, unter Beteiligung einer breiten Bürgerschaft, zur Steigerung der Lebensqualität in Nordkirchen beizutragen.
In diesem Sinne setzte die Initiative mehrere konkrete Projekte um: Mit dem „Baukultur LOG“, einem Blog zu aktuellen Baukultur-Themen Nordkirchens, stößt die Initiative eine öffentliche Debatte über Baukultur an und qualifiziert dadurch den Meinungsbildungsprozess.

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Die temporäre Umnutzung eines Leerstands in der Dorfmitte zum „Café Grube“ schaffte der Initiative eine räumliche Präsenz für Vortragsabende, Diskussionsrunden, Öffentlichkeitsarbeit und Schülerprojekte. Eine Planungswerkstatt mit Schülern zur Schulhofneugestaltung mündete in der konkreten Umsetzung der Planungen der Schüler. Darüber hinaus führte DORFschafft* öffentliche Diskussionen zu baukulturellen Themen wie dem konkreten Bauprojekt „Haus Westermann“, der aus Sicht der Initiative denkmalwürdigen Mensa in unmittelbarer Schlossnähe und dem zukünftigen Umgang mit dem stillgelegten Schwimmbad.
Dieses beachtliche Engagement der jungen Initiative war Anlass für das Forschungsteam, Nordkirchen als Modellprojekt auszuwählen. Anknüpfend an die bisher geleistete Arbeit wurden nun in enger Abstimmung mit Initiative, Politik und Verwaltung Themen identifiziert, die die Arbeit der Initiative im Sinne einer gewünschten Verstetigung der eigenen Arbeit unterstützen und durch die Erzeugung öffentlicher Aufmerksamkeit auf breitere Füße stellen könnten.
Unterstützung im Rahmen von Baukultur konkret

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In mehreren vorbereitenden Treffen wurden folgende Unterstützungsbedarfe und -potentiale identifiziert: 1) Kommunikations-verfahren zum hochaktuellen Bauprojekt „Haus Westermann“ als konkretem Prozessbeispiel 2) Vermittlung guter Beispiele erfolgreicher Beteiligungsprozesse 3) Einbindung von Schülern 4) Verbreiterung der Unterstützung der Initiative aus der Bevölkerung und Erhöhung der Mitgliederzahlen 5) Vernetzung der Initiative mit anderen Baukulturakteuren 6) Erzeugung öffentlicher Aufmerksamkeit für das Thema Baukultur.
Abgeleitet aus den ermittelten Bedarfen und vorhandenen Potentialen wurde in enger Abstimmung mit den lokalen Akteuren ein vierteiliges Unterstützungsformat entwickelt:
Im ersten Schritt diente der Workshop „Schüleransichten“ am 13.10.2015 dazu, dass 15 Nordkirchener Schüler unter Begleitung von 15 Studierenden aus dem Masterstudiengang Prozessarchitektur der Alanus Hochschule ihren unbefangenen jugendlichen Blick auf Nordkirchen richteten. Im Rahmen eines Spaziergangs in gemischten Kleingruppen wurden Stärken, Schwächen, Knackpunkte und Potentiale identifiziert. Im Anschluss wurden zu selbst gewählten Orten und Fragen in frei wählbaren Formaten eigenständig Produkte wie Pläne, Skizzen, Texte, Modelle, Collagen etc. erarbeitet.

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Im zweiten Schritt fand am 23.10.2015 ein halböffentlicher Workshop zum kontrovers diskutierten Bauprojekt „Haus Westermann“ statt, zu dem Initiative, Bürgermeister, Bauamtsleiter, Investor und Forschungsteam einluden. Mit ca. 30 Bürgern, sowie Vertretern von Politik, Verwaltung, Handel etc. wurde in drei Phasen Arbeitsphasen zu Nutzung, Planung und Prozess des Haus Westermann diskutiert. Eingeschobene Inputs zu beispielhaften baukulturellen Projekten und Prozessen stellten die Diskussion in einen weiteren Rahmen und unterstrichen dessen Beispielhaftigkeit. Vorrangiges Ziel war die Etablierung einer konstruktiven Arbeitsatmosphäre, die Intensivierung der Kommunikation und die Durchführung einer beispielhaften zielgerichteter Bürgerbeteiligung. Die inhaltlichen Ergebnisse zum Grundstück wurden in den weiteren Entwicklungsprozess des Investors aufgenommen.
Im dritten Schritt zielte eine öffentliche Präsentationsveranstaltung am 24.10.2015 auf die öffentliche Wahrnehmung der Arbeit der Initiative ab. Einerseits wurde in einem Vortagsformat der Kontext des Forschungsprojekts und die Arbeit der Initiative der Öffentlichkeit vorgestellt, andererseits wurden in einem geführten Rundgang durch die Ortsmitte die in den beiden Workshops erarbeiteten Ergebnisse neben der LandLuft-Wanderausstellung in zahlreichen Schaufenstern im Ort präsentiert.
Im vierten Schritt diente der Auswertungs- und Strategie-Workshop am 09.12.2015 im Kreise von Initiative und Forschungsteam dem gemeinsamen Rückblick – Auswertung der Workshops und Feedback zur Zusammenarbeit – sowie dem Ausblick mit strategischer Ausrichtung.
Schließlich bildete die Präsentation der gemeinsamen Arbeit im Rahmen der Öffentlichen Werkstatt in Leipzig den Abschluss der Zusammenarbeit und diente der Initiative zur weiteren Vernetzung mit anderen Initiativen.