Forschungsprojekt

An der baukulturellen Entwicklung einer Gemeinde, einer Stadt oder einer Region zu arbeiten, kann vieles bedeuten: die Arbeit in Dorf- und Stadterneuerung, die Gestaltung konkreter Plätze, Straßenräume und öffentlicher Bauten, die strategischen Überlegungen bei der Entwicklung von Neubaugebieten, die Pflege von Baudenkmälern, die Umnutzung von Leerständen, der gezielte Rückbau, die Aufarbeitung der Siedlungsgeschichte, die kompetente Beratung von Bauherren oder das Experimentieren mit partizipativen Planungsprozessen.

Egal worum es sich handelt – zur Unterstützung und Förderung von Baukultur in der Breite scheint eine kompetente Beratung der Arbeit der Akteure vor Ort sinnvoll und hilfreich. Daran setzt das Forschungsprojekt "Baukultur konkret" an. Es geht darum, Kenntnisse über den Stand von Baukulturinitiativen in ganz Deutschland zu gewinnen und die Hindernisse und Beschränkungen ihrer Arbeit zu erfassen und zu bewerten. Durch konkrete Interaktion vor Ort wird im Rahmen des Projekts zudem konkrete Hilfestellung in Form von professioneller Unterstützung bei der Durchführung von baukulturellen Initiativen und Projekten im gesamten Bundesgebiet ermöglicht. Der Fokus richtet sich auf kleine und mittlere Städte sowie auf den ländlichen Raum.

Ziele

Das übergeordnete Ziel des Forschungsprojekts besteht darin, praktische Verbesserungen beim Planen und Bauen, sowohl im privaten Bereich als auch bei öffentlichen Räumen, Gebäuden und Infrastrukturen zu erreichen. In kurzen Intensiveinsätzen vor Ort soll das Forschungsteam Baukulturinitiativen dabei helfen, ihre Arbeit erfolgreich durchzuführen sowie Hemmnisse und Schwierigkeiten zu identifizieren und zu überwinden. Das dabei anzuwendende Portfolio an Formaten (Bürgergruppen, Gestaltungsbeiräte, temporäre Aktionen, Workshops etc.) gilt es im Rahmen des Projekts zu entwickeln und auszuprobieren.

Die Aktivitäten der Initiativen sollten dabei nicht auf Einzelprojekte beschränkt bleiben, sondern sich positiv auf die gesamte räumliche Entwicklung einer Kommune auswirken und zu strukturellen Verbesserungen der Bau- und Planungskultur führen. Der Schwerpunkt liegt auf der Arbeit mit den Akteuren, die darin unterstützt werden, baukulturelle Qualitätsansprüche in der Praxis umzusetzen und auf breiter Ebene in der Gemeinde zu verankern – um im Idealfall den Weg von der Baukulturinitiative zur Baukulturgemeinde zu beschreiten.

Welche Initiativen werden im Projekt unterstützt?

Das Projekt setzt sich insbesondere mit Baukulturinitiativen in ländlichen Gemeinden sowie kleineren und mittleren Städten auseinander. Konkret werden Initiativen untersucht:

  • die punktuell hochwertige Projekte umgesetzt haben und diese Ansätze in eine konsequente Baukulturstrategie weiterentwickeln möchten,

  • deren strategische Ansätze auch in qualitätsvolle Bauten und Freiräume übersetzt werden sollen,
  • die bislang keine ausreichende öffentliche Wahrnehmung und Unterstützung auf kommunaler Ebene erfahren haben,

  • die gezielt die eigene baukulturelle Weiterentwicklung suchen und neuen Impulsen und Kooperationen, auch in regionalen Initiativen, aufgeschlossen gegenüber stehen.

Vorgehen

2014 wurden in der ersten Phase des Forschungsvorhabens aus einem recherchierten Pool drei Pilotprojekte ausgewählt, in denen das Forschungsteam gemeinsam mit lokalen Akteuren tätig wird, um Prozesse zu untersuchen, Formate zu entwickeln und erste Lösungsansätze zu testen.

Die Ergebnisse und Erkenntnisse der Pilotphase wurden gegen Ende 2014 in einer Erfahrungswerkstatt der Öffentlichkeit vorgestellt.

Die in den Pilotprojekten getesten Formate und Strategien werden in der zweiten Phase in weiteren 9 Modellprojekten ausprobiert und weiterentwickelt.

Für die Auswahl der zu untersuchenden Baukulturinitiativen erfolgte ein offener Aufruf, in dessen Rahmen sich Interessierte für die Teilnahme am Forschungsvorhaben bewerben konnten.

Die Arbeit des Forschungsteams in den Modellprojekten erfolgt von Januar 2015 bis Frühjahr 2016 und wird von zwei Öffentlichen Werkstätten im Juni und November 2015 flankiert.

Auftraggeber / Auftragnehmer

Auftraggeber ist das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit, vertreten durch das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR).

Auftragnehmer ist eine Projektgemeinschaft bestehend aus:
Büro für urbane Projekte (Leipzig), Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft (Alfter bei Bonn), Verein LandLuft – Verein zur Förderung von Baukultur in ländlichen Räumen (Österreich).

Die Bundesstiftung Baukultur ist Begleiter und Partner des Forschungsprojekts.